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Buthrotum und Saranda
 
ein Tag in AlbanienVon Korfu nach Albanien

Das Schild vor einer Reiseagentur auf Korfu erweckt sofort unsere Aufmerksamkeit: Albanien-Exkursionen! Sofort beschließen wir, diesen Ausflug ins Land der Skipetaren, d.h.  ins Land der Adler,  zu unternehmen. Die Buchung ist unkompliziert, für einen Tagesausflug reicht der Personalausweis und unseren Hund dürfen wir auch mitnehmen.

Schon am übernächsten Tag geht es los. Um 9 Uhr läuft das mäßig besetzte Schiff mit dem schönen Namen Sotiraqis, das zur Flotte von Ionion Cruiser gehört, von Korfus Hafenstadt Kerkira aus. Es ist windstill, die Sonne scheint warm und so genießen wir die Überfahrt von der griechischen Insel auf das albanische Festland. Korfu ist der albanischen Küste unmittelbar vorgelagert. Die Entfernung beträgt nur drei Kilometer und so erreichen wir nach eineinhalb Stunden die albanische Hafenstadt Saranda. „Saranda“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Vierzig“. Dieser Name geht auf vierzig Mönche eines mittelalterlichen Klosters zurück, die als Märtyrer verehrt werden. In griechisch-römischen Zeiten war die Stadt unter dem Namen Onchesmus ein wichtiger Hafen.

Das Hafenrund ist schon von weitem auszumachen, linker Hand sind Kaianlagen zu sehen, über dem Strandfelsen ragen wenige Überreste einer Burganlage in den Himmel, rechter Hand erstreckt sich eine Sandbucht mit Palmen, Liegestühlen und Sonnenschirmen.

Die albanische Riviera: die Geschichte prägte diese Landschaft

Unsere kleine Reisegruppe wird nach der Ankunft in wartende Busse verfrachtet. Die Fahrt durch die engen Straßen der Stadt lässt uns staunen. Überall sind Restaurants, Cafés und Hotels entstanden, eingestellt auf Feriengäste, die den Weg an die “albanische Riviera“ gefunden haben.

Wir werden in einem kleinen Hotel erwartet. Zwischen Blumenrabatten und Palmen serviert man Kaffee, Cola und Wein, der Blick geht auf die gepflegte Strandpromenade. An einem kleinen Tischchen sitzt ein älterer Herr, bei dem man Euro in albanische Leke tauschen kann, für einen Euro bekommt man 110 Leke und die Zusicherung, das Geld vor Abreise wieder rücktauschen zu können – falls man es nicht ausgegeben hat.

Vor dem Hotel warten fliegende Händler auf die Touristen. Sie bieten gestickte Tischdecken, Reiseführer, Postkarten und T-Shirts mit dem albanischen Wappen, schwarzer Doppelkopfadler auf rotem Grund, feil.

Nach einer kleinen Stärkung, Geldumtausch und Einkauf geht es wieder in die Busse. Die Besichtigung der antiken Ausgrabungen von Buthrotum steht auf dem Programm. Wir verlassen Saranda in südlicher Richtung. Innerhalb und außerhalb der Stadt herrscht rege Bautätigkeit. Entlang der Küste des ionischen Meeres fahren wir durch Olivenhaine, unterbrochen von kleineren Ortschaften. Auch hier wird überall kräftig gebaut. Halbfertige Häuserskelette hoffen auf die nächste Geldüberweisung der im Ausland arbeitenden albanischen Besitzer, um endlich fertiggestellt zu werden. An fast allen Rohbauten sind Puppen befestigt. Sie sollen Böses abhalten. Auch angebundener Knoblauch dient diesem Zweck. Die Jahre des Staatssozialismus, als sich Albanien rühmte, der erste atheistische Staat der Welt zu sein, haben zumindest dem Aberglauben nicht viel anhaben können. Ebenso wenig den Gesetzen der Blutrache, die in den verschlossenen Bergtälern wieder zur Tagesordnung gehören.

Zu unserer Linken öffnet sich der Blick auf einen großen Salzwassersee, den See von Butrint. Keinerlei Industrie oder Abwässer verschmutzen die Ufer, das Wasser oder die hier angelegten Muschelbänke. Muscheln und  Austern in ihrer erstklassigen Qualität sind einer der Exportschlager Albaniens. Wenn man den See in seiner ruhigen Schönheit betrachtet, glaubt man gerne, dass sich an diesen Ort schon im 19. Jahrhundert Ali Pascha zurück zog, um seine Nerven bei Bootsfahrten zu beruhigen, nachdem er wieder einen Todfeind am Spieß gebraten hatte.

In der großen Ebene betreibt man Gemüseanbau. Die Landstraßen sind sehr eng. Zwei Busse kommen nur mit einigem Manövriereinsatz aneinander vorbei. Doch soll diese Landstraße für albanische Verhältnisse noch recht gut sein. Weiter im Landesinnern kommt man nur noch mit durchschnittlichen dreißig Stundenkilometern voran, bei starken Regenfällen sollen die Straßen überhaupt nicht mehr befahrbar sein.

Wo rechts das Land zur Küste abfällt, ist es übersät mit militärischen Bunkern, die miteinander durch ein unterirdisches Gangsystem verbunden sind. Sie stammen aus der Zeit, als sich das kommunistische Albanien nach seinem Bruch mit der Sowjetunion ganz der Freundschaft mit China hingab. Doch auch diese Freundschaft dauerte nicht all zu lange. Envar Hodscha überwarf sich mit der chinesischen Führung, schottete sein Land nach außen ab und versuchte einen sozialistischen Alleingang als autarker Staat. Hodscha, der einstige Oberbefehlshaber der albanischen Befreiungsarmee, der nach dem zweiten Weltkrieg eine Bodenreform und Wahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung eingeleitet hatte, machte Albanien zu einer Volksrepublik und prägte deren Weg bis zu seinem Tod im Jahre 1985. Den Zusammenbruch seines Kommunismus albanischer Prägung musste er nicht mehr miterleben. Heute schmerzt es zu sehen, wie sich Albanien mühsam wieder seiner kulturellen Wurzeln, verschüttet im politischen Totalitarismus, zu bemächtigen versucht.

Seit den letzten Wahlen im Jahre 2002 wird die Republik Albanien mit seinen gut drei Millionen Einwohnern von Fatos Nano, der der sozialistischen Partei Albaniens angehört, nach einem sozialdemokratischen Modell westlicher Prägung regiert. Allerdings gilt Albanien nach wie vor als das Armenhaus Europas, durchzogen von mafiosen Strukturen. Es ist das Land des Zigaretten- und sonstigen Schmuggels, die Seewege nach Griechenland und Italien sind kurz.

Die archäologischen Stätten von Buthrotum/Butrint

Wir erreichen das Gelände des Nationalparks von Butrint, das seit 1992 unter dem Schutz der Unesco steht. Es darf dort nicht gebaut werden und so ist hier „Ziegenland“. Die Küste verfügt über traumhaft schöne Buchten, von Olivenbäumen umwachsen.

Direkt am Vivar-Kanal, einem natürlichen Kanal, der den Butrint See mit dem Meer verbindet, hält unser Bus. Wir beobachten eine Ponton-Fähre, wie sie gerade ein Auto von einem Ufer des Kanals zum anderen befördert. Im See staksen  Fischerkähne. Eine weite Grasebene breitet sich hinter dem Kanal aus. Die renovierte Burg des Ali Pascha dient der Vogelbeobachtung. In der Ferne erheben sich hohe Berge, auf deren Kamm die Grenze zu Griechenland verläuft. Man meint, die Zeit sei stehen geblieben. Es ist wunderschön, friedlich und ruhig.

Von hier betritt man die Ausgrabungsstätten des ehemaligen Buthrotum. Jean-Baptiste Racine hat seine Tragödie „Andromache“ in Buthrotum angesiedelt. Die kompetende Reiseleiterin führt uns durch die archäologischen Stätten, durch die Agora mit römischem Theater, vorbei an den illyrischen bis zu drei Metern dicken Mauern, hinauf auf die Akropolis, wo wir, beschattet von einem knospenübersäten Magnolienbaum, den Ausblick auf See, Kanal und die dahinter liegende Landschaft genießen. Es zieht die wechselhafte Geschichte dieses Landes an uns vorbei, das beherrscht von so vielen Mächten nie seinen unbeugsamen Freiheitswillen verlor. Unabhängig davon, ob Griechen, Römer,  Byzantiner, Hunnen, Slawen, Goten, Normannen, Staufer, Venezianer oder Osmanen im Laufe der Geschichte das Land beherrschten, verlor es doch nicht seine kulturelle Identität, die ihren Ausdruck in Sprache, Trachten, Sitten und  Gebräuchen fand.

In diesem Zusammenhang muss der Name des großen Nationalhelden Albaniens, Skanderbeg, fallen. Als Kind in die Türkei verschleppt und dort militärisch ausgebildet, gelang ihm später die Flucht in seine Heimat, wo er den Befreiungskampf gegen die Türken anführte. Er strebte nach nationaler Einheit, sozialen Reformen und einer rechtsstaatlichen Ordnung. Siegreich kämpfte er in den Jahren 1443 bis 1468 gegen die haushoch überlegenen türkischen Streitkräfte, ehe ihn die Malaria dahin raffte. In jeder Stadt und auf jedem Dorfplatz findet sich noch heute sein Denkmal. 

Saranda – eine albanische Hafenstadt

Wir fahren zurück nach Saranda. Am Ortseingang fallen viele schöne, direkt am Meer gelegene Hotels auf. Bei den meisten soll es sich um Schwarzbauten handeln. Sie stammen aus den späten 90er Jahren, als Albanien praktisch ohne funktionsfähige Regierung war, und sollen noch in diesem Jahr rigoros der Abrissbirne zum Opfer fallen.

Im Hotel erwartet uns ein Mittagsbuffet mit Fleischbällchen, Kartoffeln, Salaten, und Tzaziki, das hier aber nicht Tzaziki sondern Salscose (oder so ähnlich) heißt und nur mäßig mit Knoblauch angereichert ist. Nach der Stärkung kann uns nichts mehr halten, wir wollen Saranda besichtigen. Doch jetzt ist Nachmittag und fast alle Geschäfte und Cafés sind geschlossen. An der Hafenpromenade streunen Kinder, „No Mama, no Papa! One Euro – please!”, werden wir angebettelt. Im Gegenzug für unseren Euro bekommen wir handgearbeitete Armbänder, die sich auch als Haargummis verwenden lassen.

Ein großes, schattiges Café in der Ortsmitte hat noch geöffnet. Der Mokka ist stark, gut und billig, die Stühle sind zerschlissen, die Bedienung sehr freundlich. Gegenüber befindet sich die Ausgrabungsstätte einer frühchristlichen Basilika. Ein Baudenkmal aus osmanischer Zeit stellt die heute von einem Wohnblock umbaute Rundkuppelmoschee dar. Heute sollen sich wieder 70% der Albaner zum Islam bekennen, 30% zum Christentum, davon 20% zur griechisch-orthodoxen Kirche.

Der Verkehr an der Kreuzung ist spärlich, doch sofort fällt ins Auge, dass praktisch nur Mercedese unterwegs sind. Im ärmsten Land Europas fährt man fast ausschließlich diese Nobelmarke. Sie kommen daher in allen Formen und  Farben, nagelneu oder schon aus einem weit zurückliegenden Baujahr. Die Besteuerung fällt in Albanien für jedes Fuhrwerk gleich hoch aus, egal ob Eselskarren oder High-tech-Mercedes. Natürlich dann lieber Mercedes fahren!

Ein Taxifahrer hält und  möchte uns zu einer Stadtrundfahrt animieren. Bedauernd müssen wir ablehnen. Die Zeit reicht nicht mehr. Langsam spazieren wir zum Hotel zurück. Wir kommen am örtlichen Schulgebäude vorbei, das sich in einem jämmerlich verwahrlosten Zustand befindet. Nein, ein mondäner Badeort ist Saranda noch nicht geworden. Der Bevölkerung mangelt es an vielem. Doch die Menschen sind nett, grüßen uns, ältere Männer versuchen mit uns ein Schwätzchen zu beginnen.

Zurück nach Korfu oder Korfuz oder Kerkira

Während wir bei der Rückfahrt von der Reling des Schiffes aus die teils sehr karstige, dann wieder bewaldete albanische Küste betrachten und die im Hinterland steil aufragenden Berge, unterhalten wir uns darüber, dass der Name unseres Ziels, Korfu, von der illyrisch-albanischen Bezeichnung Korfuz stammt und das sich der griechische Name der Insel, Kerkira , nur noch in der Bezeichnung der Hauptstadt von Korfus erhalten hat.

Gleich am nächsten Tag erkundigen wir uns. Es gibt Schiffsverbindungen von Süditalien nach Durres , einer Hafenstadt an der mittelalbanischen Küste. Es sollen dort neue Ferien- und Badeorte entstanden sein, von denen aus eine Fahrt durch das Land denkbar wäre. Es gäbe viele historische Stätten zu entdecken wie Dodona mit seinem Orakel oder Apollonia, die Stadt Apolls. Ein Besuch des Historischen Nationalmuseums in Tirana mit seinen einzigartigen Exponaten würde sich genau so lohnen wie die Entdeckung unberührter Naturlandschaften in den albanischen Bergen.

Albanien - ein Land mit Zukunft wartet darauf, erkundet zu werden.


Angelika Gutsche, September 2004, München.

Zu den Fotos


Ein Besuch in Buthrotum