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Reisebericht Libyen 2000

Reisebericht Libyen 2000

Plötzlich springen vom Straßenrand Männer in langen Gewändern auf die Fahrbahn und wedeln aufgeregt mit gefächerten Geldbündeln hin und her. Bei den Männern handelt es ich um Devisenhändler, die Reisende in Tunesien auf dem Weg zur libyschen Grenze mit Schwarzmarkt-Geld versorgen. Bei dem Eifer, mit dem das Geschäft betrieben wird, scheint es gewinnbringend zu sein. Wenn man hier seine Dollar, France oder Deutschmark in libysche Dinar umtauscht, bekommt man tatsächlich einen besseren Kurs als beim offiziellen Umtausch, der beim Grenzübertritt in die „Sozialistische Libysch-Arabische Volksrepublik“ fällig wird. Allerdings legen einige Händler auch beträchtliches betrügerisches Geschick an den Tag. Es empfiehlt sich, die erhaltenen Scheine gut nach zu zählen.

Die Einreise selbst gestaltet sich problemlos. Von freundlichen Grenzbeamten nach vorne gewunken und an der Karawane der einheimischen Grenzgänger vorbeiziehend, sind die Pass- und Zollformalitäten überraschend schnell und unbürokratisch erledigt. Nicht einmal eine Frage nach mitgeführten Alkoholika, kein neugieriger Blick des Zolls ins Wageninnere. Von den noch vor kurzem restriktiv gehandhabten Einreisebeschränkungen keine Spur.

Gleich nach der Grenze grüßt Oberst Muammar Al Kadhafi von großen Plakatwänden. In allen nur erdenklichen Posen blickt er überall im Land auf seine Untertanen. Kadhafis Regiment ist nach wie vor ungebrochen, nicht zuletzt, weil der Ölreichtum dem Land einen guten Lebensstandard beschert, mit Bildungs- und Gesundheitsstandards, die vorbildlich für ein afrikanisches Land sind.

Kadhafi hatte nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Osteuropas die Zeichen der Zeit erkannt und die Annnähung an den Westen gesucht. Vorsichtig wurden die Grenzen für erste Individualtouristen geöffnet. Als Belohnung für die Auslieferung der Lockerbie-Attentäter im letzten Jahr wurde vom Westen das Embargo gegen Libyen aufgehoben. Dies war für das Land auch dringend nötig, denn es fehlte überall an notwendigen Ersatzteilen. Inzwischen sind mit Tripolis viele europäische Staaten gut im Geschäft. Aufgrund seiner geographischen Lage, von Sizilien nach Tripolis ist es nur ein Katzensprung, hat sich Italien als wichtigster Handelspartner des Wüstenstaates etabliert.

Bei der Fahrt durch die ersten Küstenorte wird klar, dass man sich hier mit allen wichtigen Lebensmitteln und sonstigen Versorgungsgütern zu günstigen Preisen ausreichend eindecken kann. Für den Schmuggel nach Tunesien scheinen sich vor allem die in Libyen subventionierten Grundlebensmittel Tee und Reis anzubieten. So erklären sich die langen Schlangen vor dem Zoll bei der Ausreise von Libyen nach Tunesien, bei der die einheimischen Busse und Pkws oft bis ins Kleinste zerlegt werden.

Eine vom Tourismus völlig unberührte Mittelmeerküste zieht sich von West nach Ost durch die Große Syrte, den früheren Golf von Bengalen. Wunderschöne Sandstrände und tiefblaues Meer bleiben mangels touristischer Infrastruktur sich selbst überlassen. Als touristische Treffpunkte gelten nur die beiden römischen Ausgrabungsstätten Sabratha und Leptis Magna sowie weiter im Osten die bei der Kolonisation der Kyreneika gegründete erste griechische Stadt auf afrikanischem Boden mit dem Namen Kyrene.

Nicht nur während der italienischen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg restaurierte und pflegte Italien aufwendig sein Kulturerbe auf afrikanischem Boden. Sabratha und Leptis Magna stellen sich dem Besucher daher in einem außergewöhnlich gutem Zustand dar. Es ist bedauernswert, dass auch heute nur eine Handvoll Reisender den Weg zu diesen bemerkenswerten Stätten findet, die neben dem griechischen Kyrene, der Oase Ghadames und den Felszeichnungen des Tadrart Akakus auf der Liste des Weltkulturerbes der Menschheit stehen.

Wer nach Libyen reist, den lockt neben antiken Stätten vor allem die Sahara. Sandwüsten bedecken circa ein Sechstel des Landes. Schon bald nachdem man den schmalen Küstenstreifen Richtung Süden verlässt, hört das Grün der Olivenbäume auf und das Land wird karg. Wüste heißt hier aber nicht nur Sand sondern vor allem Kiesel und Steingeröll. Die Steinwüste, Hammada genannt, erstreckt sich über weite Strecken in jede Himmelsrichtung bis ans Ende des Horizonts. Auf dieser flachen Platte pfeift erbarmungslos der Wind. Dann wieder durchsetzen Tafelberge und andere Gebirgsformationen die Hammada. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind gewaltig. Hunderte von Kilometern führt das Asphaltband der Überlandstraße geradeaus von Nord nach Süd durch diese jedem Leben feindlich gesinnten Landschaften

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Straßenschilder machen darauf aufmerksam, dass Kamele kreuzen. Je tiefer man in den Süden kommt, desto mehr gehören Kamele zum Landschaftsbild. Vor einigen Jahren stark durch die Motorisierung verdrängt, hält sich heute der wohlhabende Libyer, der auf sich hält, sein Rennkamel, oder noch besser, seine Kamelherde. Man begegnet Pick-Ups mit aufgeladenen Kamelen, die auf diese Weise von einer Wasserstelle zur nächsten befördert werden. Auch Kamelfleisch darf auf keinem libyschen Küchenzettel fehlen. In den Metzgereien findet man an Haken hängende Kamelköpfe, man darf vermuten, dass der Rest des Tieres bereits im Kochtopf schmort. Auch die Milch des Kamels ist besonders nahrhaft und wohlschmeckend.


Eine weitere Spezialität des Landes sind Datteln. Ein Überleben in der Wüste wäre für Mensch und Tiere ohne Dattelpalme, deren Früchte alle lebenswichtigen Nährstoffe und Vitamine in ausreichender Menge enthält, nicht möglich gewesen.

Das allerkostbarste Gut in der Wüste ist aber natürlich Wasser. Libyen zapft heute die riesigen, unter dem Sand verborgenen, fossilen Wasserreservoirs an, bewässert damit Oasen und versorgt die Küstenstädte, z.B. die Hauptstadt Tripolis, mittels riesiger Wasserleitungen.

Im Nordosten des Fezzan entführt die Oasenstadt Ghadames in die versunkenen Zeiten der Karawanenstraßen. Neben der modernen Neustadt wurde die aus Lehmziegeln erbaute Altstadt komplett renoviert. Langsam fügen sich wieder Läden und Cafes in die überdachten und auch bei äußersten Hitze angenehm kühlen Labyrinthe der Durchgänge, Straßen und Plätze. Die alte Stadt wieder als Wohngegend attraktiv zu machen, scheiterte bisher an den inzwischen doch gehobenen Ansprüchen der jüngeren Berberfamilien.

Nahe der Stadt Germa stößt man auf die Überbleibsel der versunkenen Kultur der Ureinwohner. Gräberfelder im Sand geben Zeugnis von einer Zeit, in der das Land noch von den Garamanten besiedelt war. Durch eine Strafexpedition der an der Küste siedelten Römer wurden die Garamanten aufgerieben und in die Wüste zerstreut. Sie hatten eine Schrift entwickelt, die derjenigen der Tuareg sehr ähnlich ist. Daher wird heute vermutet, dass die Garamanten Vorfahren der berberischen Tuareg sind. Abbildungen von Garamanten mit vierspännigen Streitwagen, die übrigens erst die Römer von ihnen übernommen haben sollen, finden sich in den Felszeichnungen des Akakusgebirges

Bei Germa gehen auch die Pisten zu den Mandara-Seen ab. Hier trifft man auf Motor-Cross-Freaks, die diese Wüstengegenden als Abenteuerspielplatz für sich entdeckt haben. Mit Sandblechen, Schaufeln, Kompass und seit neuestem auch mit Satellitennavigationssystemen ausgestattet, kämpfen sich die Fahrer von Trucks, Geländewagen und Motorrädern durch die weiten Dünenfelder. Abends wird bei Bohneneintopf und Rotwein Lagerfeuerromantik gepflegt, bei Tag das Spiel von Sonne und Wind bewundert, das wechselnde Formen und Farben auf die Dünenlandschaften zaubert.

Im fahlen Morgenlicht fast weiß erscheinende Sicheldünen ändern im Verlauf des Tages über verschiedenste Gelbtönen ihre Farbe bis ins dunkelste Ocker. Die Kontraste, durch die kaum vorhandene Luftfeuchtigkeit messerscharf herausgehoben, verstärken das Tiefblau des Himmels. Und dann erscheinen inmitten des Sandmeeres von Ubari die von Palmen gesäumten Mandara-Seen. Zieht jetzt noch ein Sandsturm auf, der einen die letzte Flüssigkeit aus dem Leib saugt, der einen den Sand in jede Körperöffnung bläst, und der einen nur noch hoffen lässt, das alles möge bald ein Ende nehmen, dann bekommt man eine vage Ahnung, wie es gewesen sein muss, damals, als noch die Karawanen diese Gegenden durchzogen und einige nie ihr Ziel erreichten.

Der Einstieg in das Akakusgebirge, das sich ganz im Süden des Landes an der Grenze zu Algerien erstreckt, erfolgt von der Oase Ghat aus. In Ghat lebt ein buntes Berbervölkchen Die Tuareg-Frauen flanieren in ihren farbenprächtigen Kleidern durch den Ort und halten selbstbewusst jedem Blickkontakt stand. Die in der Sahara beheimateten Berberstämme konnten über alle Zeiten hinweg ihre Unabhängigkeit und Souveränität behaupten. Nie ist es einer Regierung gelungen, ihren Freiheitswillen zu bezähmen und sie als Untertanen in ein Staatengefüge völlig zu integrieren. Vielleicht erklärt sich eines der Erfolgsgeheimnisse Kadhafis in seiner Verwurzelung in dieser Kultur. Als Sohn der Wüste geboren, zieht er das Leben in Berberzelten immer noch dem in festen Palästen vor. Ausdruck dieser Verbundenheit findet sich auch in Kadhafis lyrischen Erzählungen, die zum Beispiel das Leben und Sterben seines Vaters thematisieren.

Inzwischen wurde Tadrart Akakus zum Nationalpark erklärt und darf nur noch mit örtlichen Beduinen-Führern bereist werden. Die prähistorischen Zeugnisse reichen von Pfeilspitzen, die man im Sand findet, bis zu Felszeichnungen mit den Abbildungen unter anderem von Elefanten, Gazellen, Giraffen, Nilpferden und Krokodilen. Sie verweisen auf Zeiten, in denen die Sahara noch grün und fruchtbar war und ausreichend Lebensraum für Mensch und Tier bot. Seit des Films "Der englische Patient" ist diese Faszination der Felszeichnungen, die längst versunkene Welten wieder zum Leben erwecken, einem Millionenpublikum vertraut.

 

Der Libyer zeichnet sich dem Fremden gegenüber durch distanzierte Freundlichkeit aus - kein aufdringliches Verkaufsverhalten, kein Handeln, keine Entgegennahme von Trinkgeldern, aber jederzeit die Bereitschaft zu Auskünften und Hilfestellungen falls der Fremde die Bitte danach äußert.

Libyen wird besiedelt von einem Völkergemisch, das von einer arabischen Bevölkerung im Norden bis zu den Berberstämmen im Süden reicht. Zu den Gastarbeitern aus Ägypten und Tunesien gesellen sich inzwischen viele illegal Arbeitssuchende aus den südlich angrenzenden, armen Ländern wie zum Beispiel dem Sudan.

Ganz im Gegenteil zu den im Geheimen vielleicht doch gehegten Vorurteilen hat sich die Reise durch Libyen als eine Reise durch ein sicheres und von einem im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern durchaus vom Wohlstand geprägten nordafrikanischen Staat erwiesen, dessen kulturelles Erbe faszinierend, dessen Menschen gastfreundlich und dessen Landschaften gradios sind.

München, 24.07.2000-07-26 Copyright Angelika Gutsche München
 

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SAHARA

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LIBYEN

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